Wir wünschen uns alle aufgeweckte, fröhliche, an Neuem interessierte Wellensittiche, wenn wir sie uns ins Haus holen. An Krankheiten oder Unfälle denken wir anfangs nicht, wenn wir mit der Vogelhaltung beginnen - bis es dann passiert.
Zunächst, als unerfahrener Halter, erkennen wir die ersten Anzeichen des Krankseins nicht, denn die Wellensittiche tun alles, was in ihrer Macht steht, damit ihr Kranksein unentdeckt bleibt. Sie dürfen in der Gruppe nicht auffallen, sonst würden sie isoliert und verstoßen, denn durch ihr Kranksein ziehen sie Fressfeinde an und dieses gefährdet die Gruppe. Zuhause bei uns verhalten sie sich genauso und wir bemerken häufig ihr Kranksein zu spät. Wenn wir dann bemerken, dass das Tier anders aussieht, als üblich, ist die Krankheit meistens schon fortgeschritten und der Gang zum Tierarzt wird zwingend notwendig. Es sollte dann immer schnell gehandelt werden, ohne langes Zögern. Lieber einmal mehr zum Tierarzt, als einmal zu wenig.
Ich hatte leider schon kranke Wellensittiche. Aufgefallen ist es mir immer zuerst daran, dass ein sonst lebhaftes Tier, plötzlich still auf seinem Ast saß und vermehrt schlief; das Gefieder sah meist etwas gesträubt, unrund aus und es schlief nicht wie die Gesunden auf einem Beinchen, sondern auf beiden - so, als könnte es sonst nicht sein Gleichgewicht halten. Es kann sich nicht mehr so gut durchsetzen wie sonst oder futtert wenig. Es kann auch vorkommen, dass sie vor dem vollen Futternapf hocken, nach Körnchen picken, aber nicht wirklich etwas aufnehmen. Manchmal fällt auch ein leichtes Zittern auf, was auf Frieren hindeutet, d. h. es kann die Körpertemperatur nicht mehr halten und bräuchte dringend Hilfe und Unterstützung. Die Füßchen sind kalt. Er benötigt nun Wärme, sagte mir meine Tierärztin. Diese Wärme kann er von einer Rotlichtlampe erhalten, die man in ca. 50 cm Entfernung vor dem Käfig aufstellt. Falls man allerdings den Eindruck hat, dass der Wellensittich gegen eine Wand/ Fenster oder Ähnlichem geflogen ist und eventuell sogar eine Kopfverletzung/ Gehirnerschütterung hat, darf er niemals mit einer Rotlichtlampe bestrahlt werden, sondern sollte "ruhig gestellt werden", d. h. abgedunkelt mit Hilfe eines Tuches, welches über den Käfig gelegt wird.
Bei Wellensittichen, die in einer Außenvoliere wohnen, muss man den kranken Vogel herausfangen, am besten mit einem Partner ins Haus holen, damit er nicht alleine ist und dadurch noch mehr verunsichert, und in einen Krankenkäfig setzen. Dort kann man ihn besser beobachten und schneller reagieren, wenn es notwendig wird.
Andere Beispiele für Krankheitsanzeichen: Vogel hat sich erbrochen - erkennbar am Schleim/ Feuchtigkeit auf seiner Brust, hängende Flügel können auf einen Bruch erkennen lassen, Nasenausfluss, Schwanzwippen, vermehrtes Niesen, dauerhaftes Schiefhalten des Kopfes könnte auf eine Gehirnerschütterung hindeuten.
Kauert dein Wellensittich aufgeplustert auf dem Boden sollte der nächste Weg zum Tierarzt führen.
Viele kranke Wellensittiche haben einen veränderten Kot. Die sonst so plüschige Kloake ist verschmiert, da der Kot sehr flüssig ist und an den Federn hängen bleibt. Der Vogel versucht immer
wieder, sich zu säubern und kratzt sich die Stelle vermehrt. Man merkt, dass es ihm unangenehm ist und er sich davon befreien will. Dieses vermehrte Kratzen an der Kloake kann auch auf Würmer
hindeuten. (Wenn der Vogel allerdings dabei sein normales Verhalten zeigt und tagsüber z.B. Gurke oder anderes frisches Gemüse gefuttert hat, kann dies auch zum Verändern des Kotes
führen.)
Zum Unterstützen des kranken Wellis mache ich, nachdem ich mit ihm beim vogelkundigen Tierarzt war, das Folgende:
Zunächst einmal reiche ich in dieser Zeit vermehrt halbreife Kolbenhirse oder die noch beliebtere halbreife Silberhirse, da sie leicht
verdaulich ist und den Wellensittichen sehr gut schmeckt. Aufgrund ihres erhöhten Fettanteils nimmt der Welli bei dem bei einer Krankheit oft erhöhten Energiebedarf damit nicht so schnell ab.
Neben lauwarmem Wasser reiche ich bei Erkältungskrankheiten Kamillentee und bei Durchfall schwarzen Tee.
Zur Unterstützung ihrer Verdauung streue ich ab und zu Mariendistelpulver über ihr Futter und schütze so ihre Leber oder lasse sie dadurch erholen. Es gilt als antitoxisch, also entgiftend, was die Leberzellen vor Zellgiften schützt. Es regeneriert, lässt die Leber erholen und fördert die Fettverdauung. Das pflanzliche Medikament "Hepacur" lässt sich gut über das Trinkwasser (2 Tropfen auf 50 ml) verabreichen und enthält Extrakte der Mariendistel, Artischocke, dem Schöllkraut und Löwenzahn. Natürlich sollte die Ernährung fettarm und zuckerfrei sein.
Die Samen der Mariendistel kann man übrigens separat in Geschäften, die sich
sich auf Vögel spezialisiert haben, oder in Online-Shops kaufen. Die Mariendistel wächst an trockenen Plätzen - wie die Disteln im Allgemeinen auch bei uns - in wärmeren Ländern, wird aber heute, wegen ihrer Wirkung auf die Leber auch in Deutschland angebaut und kann eine Wuchshöhe von 150 Zentimetern oder auch mehr erreichen. Ihr Erkennungsmerkmal sind die stacheligen Blättern mit weiss marmorierten Blattadern. Ihre Blüten, welche violett und eiörmig sind, erscheinen im Juli und August. Daraus entwickeln sich dann die Früchte mit ihren Samen. Diese Früchte werden dann ohne ihre Haarkrone, fein gemahlen und gründlich an der Luft getrocknet, damit man sie z.B. an die Wellensittiche verfüttern kann. Aus diesem Grund werden sie z. B. in einer Kaffeemühle "geknackt".
Um den kranken oder auch "nur" mausernden Wellensittich zu unterstützen, streue ich das Aufbaupräparat "Prime", welches (lt. Auszeichnung auf der Verpackung) keinen Zuckerzusatz enthält, über das angebotene Futter. "Kein Zuckerzusatz" kann natürlich bedeuten, dass in geringer Menge auch bei diesem Mittel Zucker enthalten ist, aber nicht zusätzlich hinzugefügt wurde. Es enthält Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Aminosäuren und Lactobazillen, welche positiv auf den geschwächten Vogelkörper einwirken. Besser wäre es sicherlich, es auf feuchtes Keim- oder Quellfutter zu streuen, da es dort besser haften bleibt, jedoch geht nicht jeder Vogel an dieses so angebotene Futter. Wenn der Wellensittich mit feuchter Zunge die Körnchen aus dem Körnerbehältnis herausschleckt, bleibt sicherlich einiges von dem "Prime" haften und kann positiv auf den Organismus wirken.
Falls sich der Vogel oberflächlich verletzt, benutzte ich früher eine blutstillende Claudenwatte, welche ich auf die Wunde drückte. Diese Watte ist im Augenblick nicht mehr verfügbar. Aus diesem Grund nehme ich blutstillende Watte von Dermaplast Algina, welche aus Kalzium-Alginat-Fasern besteht und die gleiche Wirkung zeigt.
Das pflanzliche Ergänzungsfuttermittel Nephrostat dient der Unterstützung der Nierenfunktion bei chronischer Niereninsuffizienz. Wichtig bei der Therapie einer chronischen Nierenschwäche ist eine phosphatarme Diät. Nephrostat zeichnet sich besonders durch einen niedrigen Phosphatgehalt, niedrigen Proteingehalt, dieses soll jedoch hochwertig sein, aus.
Zusammensetzung: Zuckerrübensirup 88 %, Cranberrysaft 2 %, Phytosterole 2 %, Glucosamin 2 %
Analytische Bestandteile: Rohprotein 0,3 %, Rohfaser 0,3 %, Rohöle u. -fette 0 %, Rohasche 0,2 %, Natrium 0,05 %, Feuchtigkeit 90,4 %
Zusatzstoffe pro 1000 ml: Berberitzenextrakt 20 ml, Schachtelhalmextrakt 20 ml, Goldrutenextrakt 20 ml
Besonders interessant finde ich bei der Nennung der Zusatzstoffe des Ergänzungsfuttermittels Nephrostat die Tatsache, daß Berberitze mit dem Alkaloid Berberin enthalten ist. Dieses tötet Krankheitserreger ab und regt die Nierentätigkeit an. Interessant finde ich es deshalb, da mein mittlerweile 7jähriges Weibchen Emily von meiner vogelkundigen Tierärztin ein homöopathisch wirkendes Mittel namens Berberis D 4 (Berberitze/ Sauerdorn - Berberin hat antiseptische und anti-kanzerogene Eigenschaften) für die Niere verschrieben bekam, welches auch über das Trinkwasser gegeben werden sollte. Es unterstützte Emily hervorragend bei ihrer Gesundung.
Übrigens: Wenn Medikamente oder pflanzliche Ergänzungsmittel über das tägliche Trinkwasser gereicht werden, sollte man auf Gemüse oder Obst verzichten, da die Vögel in der Regel evtl. ihren Wasserbedarf damit tilgen und nicht zusätzlich an das verändert schmeckende Wasser gehen, welchem ein Medikament oder ein Ergänzungsfuttermittel hinzugefügt wurde.
Phytorenal F wirkt sehr gut bei Leberproblemen - man dosiert ungefähr 0,1 ml Phytorenal auf 40 ml Trinkwasser. Die Dosis lässt sich auch erhöhen, je nachdem, wie gut die Vögel ihr Trinkwasser dann noch annehmen. Wenn sie wenig trinken, lieber wieder etwas heruntergehen mit dem pflanzlichen Medikament. Die anderen, gesunden Vögel dürfen ruhig von dem Wasser mittrinken. Etwas Leber-und Nierenunterstützung und -stärkung ist ja bei unseren heutigen, gerade für diese Probleme anfälligen Wellis immer gut.
Da es sich hierbei um ein homöopathisches Mittel handelt, sollte das mit Phytorenal versetzte Trinkwasser nicht in dem sonst üblichen Edelstahltrinkgefäß gereicht werden, sondern in einem Plastik-/ Keramik- oder Glasgefäß.
Die auf der rechten Seite abgebildete Flasche, gefüllt mit 85 ml Phytorenal F, habe ich abgefüllt aus einer 1000 ml Flasche.
Da Phytorenal F nicht mehr lieferbar ist, gibt man zur Unterstützung der Leber Phyto-Nephro, als Ersatz. Es enthält die gleichen Hauptbestandteile.
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Leider hatte ich schon einige sehr kranke Wellensittiche, deren Krankheitsverlauf ich schriftlich niederschrieb, um in Zukunft auf eventuelle Anzeichen bei augenscheinlich gesunden Tieren besser und schneller zu reagieren. Es soll kein Hinweis sein wie allgemein verfahren werden sollte, sondern nur meine persönlichen Erlebnisse aufzeigen und wie ich in Zusammenarbeit mit dem vogelkundigen Tierarzt darauf reagiert habe.
Die Aufzählung soll auf gar keinen Fall zur Selbstbehandlung verleiten, sondern soll lediglich eine für mich übersichtliche Zusammenfassung der Krankheiten mit Behandlungen darstellen, die bisher bei meinen Wellensittichen auftraten. Wie ich oben bereits schrieb, ist der zügige Gang zu einem Tierarzt - am besten mit Zusatzausbildung, um Vögel zu untersuchen - der erste und wichtige Schritt, um zur Gesundung des Wellensittichs beizutragen.
kurze Zusammenfassung zu den Erkrankungen und Behandlungen meiner Wellensittiche mit Link zur jeweiligen
Seite |
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Name |
Geschlecht |
wie fiel es mir auf |
Erkrankung durch Tierarzt/ mich festgestellt |
mögliche Behandlung |
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Lemon | Männchen |
ständiges Kratzen der Kloake |
Haarwürmer im Kot entdeckt | Wurmkur | |||||||||||||
Limo | Weibchen |
verdickte, gerötete Schwellung auf dem Bauch über der Kloake |
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Emily | Weibchen | dünner, durchfälliger Kot, Kloake ständig verschmiert |
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Lavender | Weibchen |
Gewichtsprobleme |
2 große Lipome
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legte immer wieder Eier ab |
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Klara | Weibchen | geringes Gewicht, saß unrund und aufgebauscht, hatte sich erbrochen |
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Queeny | Weibchen |
blutende Wange, vermutlich durch einen Kampf |
Pendelkropf (auf der verlinkten Seite nach unten scrollen) | Antibiotikabehandlung, wenn Kropfentzündung auftreten sollte | |||||||||||||
Zitrönchen | Weibchen | Schnabel hatte kleine Risse und Ablagerungen | Schnabelräude/ Milbenbefall |
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Galadriel | Weibchen |
Entdeckung von Federmilbeneiern auf ausgefallener Feder beim Fotografieren mit meinem Makroobjektiv |
Federmilben |
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Frédérique | Männchen |
dunkler Fleck auf dem Schnabel, Einblutungen in den Krallen, schief wachsende Feder |
Lebererkrankung |
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Nymphi | Männchen |
blaue Wachshaut wird braun |
Hodentumor oder Hormonstörung |
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Jacob | Männchen |
rechtes Auge scheint nach außen gedrückt zu werden (wie Glubschauge) |
Verdacht auf Tumor hinter dem Auge
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Gandalf | Männchen |
vorheriger Eigentümer entdeckte Federmilben vor der Abgabe des Wellensittichs |
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Lotte | Weibchen |
Verdickung unter einem Flügel |
Lottes Lipom wird nicht operiert, da es zu breit auf der Haut liegt und ein Tumor darunter vermutet wurde. |